Die Spuren unserer Vorfahren, ein lustiger Troll und ein wütender Thor und schon wieder nasse Füsse

Unsere Zeit in der Götterwelt gestaltet sich nicht ganz einfach. An sich ist es schon genug schwierig, die Probleme der einzelnen Gottheiten zu lösen. Aber obendrauf kommen noch unsere eigenen Probleme, die gerne gelöst werden möchten.
Da wäre zum Beispiel das Gerangel zwischen Frigg und Balder, welches uns anhaltendes wechselhaftes Wetter beschert, was wiederum bedeutet, dass wir ständig zwischen langen und kurzen Kleidungsstücken wechseln müssen (dass gewisse Kostüme der Gottheiten auch noch eine sehr lange Umziehzeit benötigen, beachten wir jetzt mal nicht). Wir haben mittlerweile aufgehört, die benötigten Stunden für das Umziehen zu zählen. Aber es sind sicherlich mehr, als wir auf der Hinfahrt im Stau gestanden sind.
 
Die anhaltende Feuchtigkeit setzt uns auch langsam zu. Es regnet zwar nicht, aber wir haben eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit, welche sehr durchdringend ist. Nicht zuletzt werden unsere Blachen dadurch immer schwerer, sodass wir zwischen dem Umziehen auch noch das Küchenzelt immer wieder nachspannen müssen.
Und diese Mücken: die reinste Plage. Aus Jugendschutzgründen möchte ich aber nicht weiter über diese Mücken schreiben.
 
Das weitaus grösste Problem, das uns im Moment beschäftigt, ist aber das Essen. Im Land der Götter gibt es nämlich keine Migros (oder Coop, Lidl, Aldi oder etwas ähnliches). Es gibt nur das Vässarö-Essen und dieses besteht zu einem sehr grossen Anteil immer aus demselben Fleisch (oder demselben Fleischersatz). Es ist nicht so, dass das Fleisch nicht lecker wäre, aber ein bisschen Abwechslung wäre jetzt auch nicht schlecht. Zum Beispiel eine leckere Gemüselasagne oder ein Raclette.
Aber aufgrund der fehlenden Einkaufsmöglichkeiten und da wir gerade im Land der Götter sind, beschlossen wir, die Göttin der Jagd, Skadi, um Hilfe zu fragen.
 
Doch bei unserem Glück sollte ja eigentlich klar sein, dass auch Skadi ein Problem hatte, welches wir lösen mussten. Aber dafür gibt’s hoffentlich dann auch wieder einen Teil des Schlüssels für die Türe raus aus dieser Welt. Skadi wollte uns eigentlich sehr gerne helfen, uns bessere Nahrung zu besorgen. Das Problem war aber, dass jemand die ganzen Wälder leergejagt hatte und alle Meere leergefischt hat, sodass nicht einmal mehr die Elfen etwas zu Essen hatten.
 
Nun gut, wir fanden uns mit unserer neuen Aufgabe ab und baten den Staff von Vässarö um Hilfe. Wie es in der Pfadi so ist, bekamen wir diese Hilfe sofort in der Form von zwei fachkundigen Guides für das Trapperwesen. Diese führten uns zielsicher über diverse Seil- und Holzbrücken, über Stock und Stein, über diverse Leitern und vorbei an alten Tierfallen, welche aber heute nicht mehr benutzt werden.
Mit diesem neu erworbenen Wissen konnten wir ohne grössere Probleme die Wälder und Meere der Götterwelten wieder auffüllen, unser Hungerbedürfnis stillen und ein weiteres Schlüsselteil für unseren Schlüssel erhalten.
 
Nach einer stärkenden Mahlzeit und einer weiteren Liftfahrt entlang des Weltenbaums sahen wir uns aber mit unserem bisher grössten Problem konfrontiert: den Eisriesen. Irgendjemand hat die Eisriesen aus ihrer Welt befreit und ein lustiger Troll hat ein Kühlaggregat aufgestellt, damit es die Eisreisen kuschelig kühl haben.
Thor, der Donnergott, war darüber aber nicht sehr erfreut. (Auch der lustige Troll war mächtig am Schlottern). Wir boten Thor also unsere Hilfe an und gemeinsam mit der Hilfe von Mjöllnir, Thors Hammer, gelang es uns, den Eisriesen die Diamantbänder von den Armen zu reissen und damit den Troll zu bestechen, damit dieser das Kühlaggregat abstellt. Und ja, auch dafür bekamen wir wieder ein Schlüsselteil geschenkt.
 
Am nächsten Morgen suchten wir Frigg und Balder auf, um mit ihnen einmal über das Wetter zu sprechen. Dafür überlasse ich das Wort aber gerne meinem Lektor für die Berichterstattung: Das Wetter ist immer ein gutes Gesprächsthema für Smalltalk, da man dabei kaum jemandem auf die Füsse treten kann. Nicht so bei Balder und Frigg: Die beiden Geschwister könnten kaum unterschiedliche Präferenzen haben. So war Frigg hocherfreut, als sie von einem Wolle-Verkäufer dichtere Wolle für ihre Wolken erhielt als bisher. Balder hingegen, der eher den Sonnenschein liebt und daher von uns bereits den Übernamen «Goldlöckchen» erhalten hat, war der Ansicht, dass er in letzter Zeit ohnehin zu kurz gekommen ist. Dieser Meinung sind auch wir. Mithilfe der zweiten Leidenschaft von Frigg, dem Tanzen zu guter Musik, konnten wir sie ablenken während Balder die dichtere Wolle an sich nahm und wegbrachte. Pünktlich zum Mittagessen tauchte dann auch die Sonne wieder auf.
 
Am Nachmittag dieses Tages eigneten wir uns neue Skills im Wassersportbereich an: Wir übten uns im Kanu fahren. Jeweils zu dritt nahmen wir Platz in einem Kanadier und versuchten unsere ersten Meter auf dem Wasser trocken zurückzulegen. Nach einigen wackligen Startmanövern schien dies für alle nach einer erfolgreichen Wasseraktivität auszusehen. Aber gerne erwähne ich unser Glück einmal mehr: einige unserer Teilnehmenden und Leitenden wurden immer mutiger und so ging es nicht lange, bis dann doch die ersten von uns nasse Füsse (und auch diverse andere nasse Körperteile) hatten.
 
Nach einem solch ereignisreichen Tag wollten wir uns am Abend wieder einmal bewusst mit den Werten der Pfadibewegung auseinander setzten. So verbrachten wir den Abend mit einem gemütlichen Postenlauf in Sicht- und Hörweite der Ostsee und besprachen an den jeweiligen Posten die einzelnen Punkte des Pfadigesetzes. Und wie es sich gehört, durften alle, die wollten, ihr Pfadi- Rover- oder Pioversprechen erneuern oder erstmalig ablegen. Ein ganz besonderer Moment und mit dem Meeresrauschen im Hintergrund auch an einem ganz besonderen Ort.
 
Mit diesem besonderen Erlebnis möchte ich diesen Eintrag abschliessen und bleibe wie immer in den nächsten Tagen allzeit bereit und wünsche euch allen gut Pfad.

​Jag önskar dig en underbar tid. Vi ses och hej då. Din Björn

​(Fotos folgen)